Faktencheck
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Faktencheck des Amtsblattsartikels von
Stadtrat Reinhard Siekemeier (FDP)

Nach der Lektüre  des Artikels von Stadtrat Reinhard Siekemeier (FDP)  im Amtsblatt der Stadt Böblingen vom 6.9.2013 zu der geplanten Überdeckelung der A81 musste ich fassungslos vor so wenig Sachverstand und Recherche den Kopf schütteln.
Es ist natürlich das Recht jedes Bürgers eine eigene Meinung zu diversen Themen zu haben. Von einem Journalisten und Stadtrat hätte ich aber ein Maximum an Faktentreue und ein Minimum an divisionistischem Populismus gegenüber der Stadt Sindelfingen erwartet. Bisher stand die FDP für Partnerschaft mit unserer Nachbarstadt. Wenn man nun Böblingen und die Böblinger gar als „Fünfte Kolonne“ von Sindelfingen zu bezeichnet, so weiss ich gar nicht bei wem ich mich zuerst für Herrn Siekemeier entschuldigen soll. Ich kann aber mit sehr hoher Sicherheit unsere Partner in Sindelfingen beruhigen, das Böblingen keine „heimliche und subversive Gruppierung ist, die das Ziel hat, eine bestehende Ordnung im Interesse einer fremden aggressiven Macht zu stürzen“.

Obwohl ich Herrn Siekemeier am 30.08.2013 per E-Mail mit richtigen und korrekten Informationen und Zahlen im Kontext der Autobahnüberdeckelung versorgt hatte, wählte er offensichtlich diese zu ignorieren, da die von mir gelieferten Fakten sein „Bauchgefühl“ und seine „Geschichte“  nicht stützen konnten.

Da Herr Siekemeier die Fakten nicht nennen möchte, werde ich dies nun in diesem öffentlichen Kontext nachholen, damit sich jeder sein eigenes Bild der Lage machen kann:

Reinhold Siekemeier : „Der teils mehrspurige Ausbau der B464 und B295 von Holzgerlingen über Renningen bis Leonberg bringt für die A81 schon heute Entlastung beim Schwerlastverkehr.“
Das ist nicht wahr. Wie man bei der automatisierten Verkehrszählung des Regierungspräsidiums Tübingen nachlesen kann, ist der Schwerlastverkehr an der Zählstelle Böblingen in den letzten 10 Jahren eher konstant geblieben. Den jährlichen Zuwächsen stehen nur in zwei Jahren signifikante Rückgange gegenüber, diese sind eher wirtschaftsbedingt: 2005 (Einführung der Maut) und 2009 (Wirtschaftskrise).

R.S.: „Diesel und Benzin werden immer teurer, der Verkehr dürfte nicht weiter wachsen.“
Wenn Herr Siekemeier sich an die Gemeinderats-Verkehrsklausur vom 12.10.2012 erinnern könnte, wäre Ihm sicher auch der vom Bunddesverkehrsministerium in der Verflechtungsprognose vorhergesagte Anstieg des Güterverkehraufkommes bis 2025 um 27% präsent (S.10, Tabelle 0-4). Aber auch das passt nicht in seine "Geschichte".

R.S.: „… und vor dem Lärm der Güterzüge, der S-Bahn und der Leibnizstraße, die zu Böblingens Nord- und Sindelfingens Südumfahrung ausgebaut werden wird, schützt der Deckel eh nicht.“
Die S-Bahn ist gegenüber der heutigen Leibnizstrasse schon leise, und wie das Ingenieurbüro Modus Konsult ebenfalls am 12.10.2012 für alle aufmerksamen und interessierten Stadträte ausführte, folgt aus dem geplanten Umbau der Leibnizstrasse eine Erhöhung der Schallpegel um 1,0 dB(A) in Böblingen und um 1,5 dB(A) in Sindelfingen. Die Leibnizstrasse wird also etwas lauter, die Gesamtsituation verbessert sich jedoch beim Ausbau der A81 mit dem Deckel für die Bürger und Anwohner aber signifikant.
Wenn Herr Siekemeier einmal bei den zahlreichen Informationsveranstaltungen des Regierungspräsidiums gewesen wäre, so hätte er z.B. am 18.11.2010 folgende Aussage der Planer mitnehmen können : „Die Lärmreduktion durch die Überdeckelung der A81 macht bis zu 12 dB(A) gegenüber dem Planungsnullfall aus, das entspricht eine Verringerung des Verkehrs um 94%“

R.S.: „Obwohl Sindelfingen vom Deckel viel stärker profitiert als Böblingen, sollen unsere Bürger die selben Kosten tragen – statt 5 jetzt 8,4, vielleicht 10 Mio Euro.“
Diese Aussage ist populistisch und gleichzeitig falsch: Die ersten Überschlagsrechnungen für eine Überdeckelung 2009 beliefen sich auf 46 M€. Es wurde auf dieser Basis für die Städte und den Kreis eine Beteiligung von jeweils 5 M€ vereinbart. Durch die darauf folgenden Detailplanungen ergeben sich zum Stand von 2012 Kosten von 68 M€, was bei gleichem Teiler auf eine kommunale Beteiligung von jetzt 7,4 M€ führen würde. Mit jedem Jahr Verzug steigen Inflationsbedingt die Kosten, aktuell versuchen die Verwaltungen in Böblingen und Sindelfingen dieses Inflations- und Ausschreibungsrisiko für die Städte zu begrenzen. Alle diese Zahlen sollten Hr. Siekemeier aus der 194. Sitzung des Gemeinderates vorliegen (Tischvorlage 13/175, Seite 3) Nur Wenn man mit dem Ausbau noch 19 (!) Jahre wartet kommt man mit einem mittleren Baupreisindex von 1,64% (Statistisches Bundesamt) auf 10M€ Gesamtkosten mit Inflation. Eine Planfeststellung gilt nur 10 Jahre.
 
R.S.: „Nach Aussage der Verwaltung haben weniger als 10 Böblinger Häuser vom Deckel einen hörbaren Vorteil. „
Diese Aussage „der Verwaltung“ ist nicht nachvollziehbar, denn man muss ja immer für eine Bewertung einer Verbesserung eine Basis heranziehen. Die Verbesserung gegenüber dem Planungsnullfall habe ich oben schon angegeben. In einer öffentlichen Präsentation des Regierungspräsidiums Stuttgart am 26.6.2012 (wo Herr Siekemeier offensichtlich auch nicht anwesend war) wurden mit Auslegungsrechnungen dargestellt, das weit mehr als „nur 10“ Böblinger Häuser von dem Deckel profitieren.
 
 
R.S.: „Denen könnten wir für einen Bruchteil der 8,4 Mio Euro die besten Lärmschutzfenster schenken, die auf dem Markt sind.“
Die Bürger wollen von Herrn Siekemeier nichts geschenkt bekommen. Die Anwohner haben Gärten, ihre Kinder spielen draußen. Drei Wohngebiete, die schon vor der lärmbringenden A81 existierten, verlangen seit 2005 mit Unterstützung aller politischen Vertreter parteiübergreifend nach über 40 Jahren der Verlärmung den schon in den 80er Jahren versprochenen Lärmschutzdeckel. Hier fehlt Herrn Siekemeier das Wissen über die Historie der A81 und der politischen Vereinbarungslage. Vor allem fehlt Ihm das Gespräch mit dem Bürger und dem dazugehörigen Respekt vor der Arbeit vieler „Deckelkämpfer“ auf allen Ebenen.  
 
R.S.: „Die Millionen, die wir jetzt in den Deckel stecken, werden uns anderswo bitter fehlen: bei der energetischen Sanierung von Schulen, KiTas und anderen öffentlichen Gebäuden, der Sanierung unserer teils maroden Straßen, für viele andere wünschenswerte Projekte, von denen mehr Böblinger etwas haben als vom Deckel, so schön er auch wäre.“
Wenn man stets kommunalpolitische Verkehrsprojekte wie „Ausbau Flugfeld“, „Umbau Wolfgang- Brumme Allee“, „Verlegung Busbahnhof“, „Überdeckelung dar A81“ und „Fußgängerzone Bahnhofstrasse“ dem Ausbau von KiTas, und Schulen gegenüberstellt, dann sollte man dies doch besser am Stammtisch tun. Von gewählten Vertretern sollten die Bürger auch Weitsicht und Zukunftsplanung erwarten können. Nochmal :  vielleicht sollte Herr Siekemeier mal mit den Menschen dort sprechen, oder sich zumindest mit dem Bundestagskandidaten der FDP Dr. Toncar und dem Generalsekretär der FDP Herrn Döring abstimmen. Diese waren nämlich letzten Sonntag auf der Elefantenbrücke und haben mit den Anwohnern aus Böblingen und Sindelfingen gesprochen.  Herr Siekemeier war natürlich nicht da, denn sonst müsste er sich mit Tatsachen auseinandersetzen.
Alle oben von mir verwendeten Zahlen und angesprochenen Dokumente und Unterlagen können Sie gerne von mir bekommen.
 
Thorsten Breitfeld

 

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