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30.01.2006

"Tunnel keine vertretbare Lösung"

Böblingen/Sindelfingen: Staatssekretär Rudolf Köberle zum geplanten Ausbau der Autobahn

Von Chefredakteur Hans-Jörg Zürn

Ein besserer Lärmschutz ist nötig, aber ein Deckel wäre zu teuer. Das Innenministerium Baden-Württemberg will die Pläne für den Ausbau der Autobahn auf sechs Spuren mit den Anwohnern der Wohngebiete Unteres Lauch (Böblingen) und Goldberg (Sindelfingen) ausführlich besprechen. Diese Antwort erhielt der Maichinger SPD-Landtagsabgeordneten Stephan Braun auf eine Anfrage an die Landesregierung.

Die Menschen, die im Bereich zwischen Smart und Breuningerland an der Autobahn wohnen, fürchten um ihre Ruhe. Schon jetzt werden die Grenzwerte für Lärmschutz häufig erreicht oder auch überschritten.

"Hat die Autobahn erst einmal sechs Spuren, ist es mit der Ruhe endgültig vorbei", sagt Dr. Thorsten Breitfeld, Sprecher der Bürgerinitiative "Leise A 81". Grundsätzlich würden die Anwohner die Notwendigkeit für den Ausbau sehen, aber sie wollten nicht die Leidtragenden sein. Deshalb fordern sie einen entsprechend guten Lärmschutz. Verkehrsstaatssekretär Rudolf Köberle räumt in seinem Schreiben an Stephan Braun ein, dass hier noch Änderungen gegenüber den ursprünglichen Plänen notwendig seien. Das hätten die Einwendungen der Anlieger gezeigt.

"Es ist vorgesehen, die Lärmschutzwände um einen Meter zu erhöhen und Flüsterasphalt einzubauen", so der Staatssekretär. Vorgabe sei gewesen, dass die Grenzwerte tagsüber unterschritten werden sollten. Nachts ließe sich das durch aktiven Lärmschutz alleine nicht immer wirtschaftlich verwirklichen wegen des starken Verkehrs und der Gebäudehöhen in der Nachbarschaft zur Autobahn. Gebäude, an denen der Lärmpegel zu hoch sei, hätten deshalb Anspruch auf zusätzlichen passiven Schallschutz.

Eine Überdeckelung, wie sie schon vor Jahrzehnten diskutiert und nun auch von den Anwohnern ins Gespräch gebracht wurde, hält Rudolf Köberle für nicht machbar: "Ein Tunnel in diesem Bereich würde die Kosten von 78 auf 146 Millionen Euro erhöhen." Das sei wie auch eine Teilüberdeckelung im Sinn einer Kosten-Nutzen-Betrachtung keine vertretbare Lösung. Auch oben gekrümmte oder noch höhere Lärmschutzwände seien an dieser Stelle nicht sehr wirksam und deshalb keine Lösung.

Dass die Anwohner nach dem Ausbau nicht nur unter mehr Lärm sondern auch mehr Schadstoffen zu leiden hätten, hält Rudolf Köberle für unwahrscheinlich. "Trotz steigender Verkehrsmengen wird wegen der abnehmenden spezifischen Emissionen von Kraftfahrzeugen und geplanter Schutzeinrichtungen die Belastung durch Schadstoffe im Vergleich zu heute deutlich zurückgehen", schrieb der Staatssekretär.

Das weitere Vorgehen

Stephan Braun hatte zusätzlich gefordert, das Ministerium möge das weitere Vorgehen aufzeigen. Laut Rudolf Köberle wird das Ministerium Ende Februar aktuelle Daten und Pläne mit den Betroffenen auf einer Informationsveranstaltung vorstellen und diskutieren. Im März sollen die aktuellen Unterlagen zur Planfeststellung ausgelegt werden und Bedenken und Anregungen dann im Sommer auf einem Erörterungstermin besprochen werden. Ein Baubeginn wäre dann ab dem Jahr 2008 möglich - sofern der Bund als Bauherr das nötige Geld dafür zur Verfügung habe.

Die Bürgerinitiative Leise A 81 ist unter der Adresse www.leisea81.de im Internet zu erreichen.


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