19.4.2007

"Archivfunde ergeben neue Sachlage"

Böblingen/Sindelfingen: Oberbürgermeister Vogelgsang bittet Ministerpräsident Oettinger um ein Gespräch zum Thema Autobahn-Deckel

Von Chefredakteur Hans-Jörg Zürn

"Das Land scheint stärker in der Pflicht zu stehen, als wir ursprünglich annahmen." Mit einem offenen Brief wendet sich Böblingens Oberbürgermeister Alexander Vogelgsang an Ministerpräsident Günther Oettinger. Inhalt ist die Bitte, sich für einen Deckel über der Autobahn 81 einzusetzen "und damit die früheren Zusagen der Regierung umzusetzen."

Auslöser für diesen Brief sind Nachforschungen von Dr. Thorsten Breitfeld. Der Sprecher der Bürgerinitiative "Leise A 81" fand unter anderem im Archiv der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung eindeutige Hinweise darauf, dass beim Ausbau der Autobahn den Anwohnern der angrenzenden Straße tatsächlich ein Deckel als Lärmschutz versprochen worden war.

Oberbürgermeister Vogelgsang zitiert gleich mehrere Zeitungen als Quellen. In den Berichten über die Ergebnisse einer Klausurtagung der Landesregierung am 1. und 2. April in Giengen/Brenz ist die Rede davon, dass die Landesregierung 1985 den Plan endgültig fallen ließ, die Autobahntrasse wie geplant von Gärtringen nach Leonberg zu führen.

Als Ersatz sei es aber dringend notwendig, die damalige A 831 zwischen Böblingen und Sindelfingen auf sechs Spuren zu verbreitern - und die Anwohner mit einer Überdeckelung vor mehr Lärm zu schützen.

"Grundlage war eine Überdeckelung"

"Den Presseberichten ist deutlich zu entnehmen, dass die ökologisch begründete Entscheidung für eine Aufgabe der ursprünglich geplanten Trassenführung vom Land getroffen wurde", so schreibt Alexander Vogelgsang: "Grundlage für diese Entscheidung war allerdings der sechsspurige Ausbau der A 831 mit einem geeigneten Lärmschutz durch eine Überdeckelung."

Diese Funde in den Zeitungsarchiven ergeben für den Böblinger Oberbürgermeister "eine neue Sachlage. Das Land scheint stärker in der Pflicht zu stehen, als wir ursprünglich annahmen." Deshalb bittet Alexander Vogelgsang um Akteneinsicht der Protokolle der Kabinettsklausur vom 1. und 2. April 1985.

Doch die Zeit drängt, denn die Planfeststellung läuft. Deshalb schlägt Alexander Vogelgsang in seinem Brief ein persönliches Gespräch vor, um das Thema der Überdeckelung und des Lärmschutzes "noch vor Ende des Verfahrens zu erörtern. Ich bitte auch um die Einbeziehung unserer Abgeordneten und des Zeitzeugens Bernhard Maier." Der heutige Landrat des Landkreises Böblingen war 1985 Bürgermeister von Renningen und Kreisrat.

"Im Sinne der Glaubwürdigkeit der Politik und zur Verbesserung der Lärmbelästigung der Anwohner bitte ich, alles zu prüfen und zu unternehmen, um eine langfristig sinnvolle Planung umzusetzen - vor allem auch vor dem Hintergrund eines möglichen achtspurigen Ausbaus", schreibt Alexander Vogelgsang.

Gleichzeitig bedankt er sich dafür, dass dem Ausbau der A 81 im Bereich Böblingen/Sindelfingen deutliche Priorität eingeräumt wird: "Der Kreis Böblingen ist ein starker Wirtschaftsstandort. Im gegenwärtigen Ausbauzustand ist die A 81 jedoch nicht mehr in der Lage, den Fern- und Regionalverkehr angemessen zu bewältigen. Der Ausbau ist daher unumgänglich."

Kopien seines Briefes adressierte der Böblinger Oberbürgermeister unter anderem an Staatssekretärin Karin Roth (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung), Innenminister Heribert Recht und den Regierungspräsidenten Dr. Udo Andriof.

Weitere Informationen gibt es unter www.leisea81.de im Internet.


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