29.3.2007

"Unser grünes Paradies ist bedroht"

Böblingen/Sindelfingen: Land findet keine Zusage für Autobahn-Deckel / Anwohner kämpfen weiter

Von Chefredakteur Hans-Jörg Zürn

 

Gab es einst Zusagen für einen Deckel über der Autobahn zwischen Böblingen und Sindelfingen? Die Landesregierung antwortet mit "Nein". Das bekam die SPD-Landtagsabgeordnete Birgit Kipfer mitgeteilt. Die Anwohner kämpfen unterdessen weiter für eine Überdeckelung.

Zusagen für eine Überdeckelung der Autobahn zwischen Sindelfingen und Böblingen habe es nach Aktenlage nicht gegeben. Diese Antwort erhielt die Landtagsabgeordnete Birgit Kipfer auf eine Anfrage an die Landesregierung.

Auch eine politische Notwendigkeit für einen Deckel beim Ausbau der A 81 auf sechs Spuren erkennt die Landesregierung nicht an. Sie verweist in ihrer Stellungnahme lediglich auf das Mitte 2006 vereinbarte Lärmschutzkonzept. "Eine teilweise Überdeckelung aus städtebaulichen Gründen wäre eine Angelegenheit der betroffenen Städte", heißt es. Birgit Kipfer will die Aussagen weiter hinterfragen.

Schreiben an die Oberbürgermeister

Post bekamen in diesen Tagen die Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer (Sindelfingen) und Alexander Vogelgsang (Böblingen). Bewohner des Görlitzer Weges vom Sindelfinger Goldberg fordern in einem Brief: "Eine Autobahn ohne Deckel darf es nicht geben und ist nicht akzeptabel."

Die Städte und das Land hätten versagt, "Sie als Repräsentanten von Sindelfingen und Böblingen stehen in der Verantwortung." 20 Meter hohe Lärmschutzwände halten die Menschen im Görlitzer Weg für Dilettantismus und Flickschusterei.

"Die Stadtteile Goldberg, Unteres Lauch und Viehweide brauchen eine lebenswerte Zukunft", schreibt Friedrich Müller, ehemals Rektor der Sindelfinger Realschule Eschenried, im Namen seiner Nachbarn. Sie sehen ihr "grünes Paradies" bedroht: "Wir leben seit 40 Jahren in einem intakten Umfeld, hier wuchsen 42 Kinder in einer grünen Oase auf. Lärm, Abgase und Feinstaub machen jetzt das Leben im Freien oft unerträglich, vergiften die Atmosphäre und bergen große Gesundheitsrisiken."

Die Siedlungsgemeinschaft fordert Aufklärung, wie es einst zur "schwer wiegenden Fehlplanung" kommen konnte, die Autobahn nicht von Gärtringen nach Leonberg zu führen, sondern mitten durch die Städte Sindelfingen und Böblingen. Dafür müsse es Protokolle geben: "Jeder noch so kleine Verein muss diese ordentlich führen."

Mit dem Ausbau auf sechs bis acht Spuren müsse die Autobahn endlich überdeckelt werden, um den Bewohnern der betroffenen Gebiete die Lebensqualität zurückzugeben: "Wir brauchen Politiker mit Weitblick. Kämpfen Sie mit uns für eine zukunftsweisende optimale Lösung."

Beispiel Kulturmeile Stuttgart

Im Sindelfinger Gemeinderat bedankte sich am Dienstagabend Anne Graf von der Bürgerinitiative "Leise A 81" für die "eindeutigen Positionen" von Stadtverwaltung und Fraktionen: "Sie haben erst die Böblinger aufgeschreckt." Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer beharrt auf dem Deckel für die Autobahn: "Bei gutem Willen ist vieles möglich, die Stuttgarter Kulturmeile ist ein Beispiel dafür und dort gibt es meines Wissens kaum Anlieger."

Weitere Informationen gibt es auf der Seite

http://www.leisea81.de

im Internet.


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